Preiswert, fängig aber mit Tücken…
Der Flatterjig (Spinnpilker) von Frank Buchholz ist auf den ersten Blick ein Meerforellenköder wie jeder andere, was jedoch sofort auffällt ist die ungewöhnlich kompakte Bauweise. Wenn wir uns sonst in den Sortimenten der Hersteller von Meerforellenblinkern umschauen, finden wir im Blinker- und Wobblerbereich kaum einen Köder unter 8-9 cm, der Flatterjig misst gerade einmal 7cm, selbst in der 30g Variante.
Der allgemeinen Angler-Philosophie nach sind es bekanntlich die größeren Köder die die grösseren Fische fangen, an der Küste auf Meerforelle stimmt dies keinesfalls, wie sicher jeder Fliegenfischer gern bestätigen kann.
Die oben beschriebene, kompakte Bauweise hat einen sehr klar auf der Hand liegenden Vorteil, ein kleinerer „Flugkörper“ hat bei gleichem Gewicht im Vergleich zu einem Grösseren weniger Luftverdrängung und lässt sich schon allein durch diesen Umstand deutlich weiter werfen. Ich habe dies am Beispiel der 20g-Flatterjig-Variante gegen einen 20g Snaps getestet, um die 10m Weitenvorteil hat dabei der Flatterjig auf seiner Habenseite, dies ist insofern beachtlich, da der Gladsax Snaps bislang unter Meerforellenanglern immer als klarer Weitenkönig galt.
Weite ist jedoch nicht alles
Es gibt Spots da nützt einem auf Weite ausgerichtetes Tackle herzlich wenig, wenn die zu beangelnde Wassertiefe lediglich 1m oder sogar weniger beträgt, ist in der Regel jeder Blinker überfordert und ein Wobbler die bessere Alternative, aber umgekehrt gilt natürlich das Gleiche.
An Stellen jedoch, wo die maximale Wurfweite erforderlich ist um den Fisch in einer entfernten, tieferen Rinne stehend überwerfen zu können, wird ein Wobbler oberflächennah oder im Mittelwasser geführt, kaum einen Biss bringen.
So gut der Flatterjig also fliegt, so gnadenlos schnell sinkt er jedoch auch aufgrund seines vergleichbar gerigen Volumens in flachem Wasser ab. Dies ist aber auch kein Wunder und auch durchaus beabsichtigt, denn der Flatterjig hat seinen Ursprung in der Vertikalfischerei vom Belly oder Kanu aus. Dort vertikal gejigt ist er insbesondere unter den Kanufahrern seit einiger Zeit schon sehr beliebt, Watangler sind bisher jedoch noch nicht ganz so weit vertraut mit diesem speziellen Köder. Dies sollte sich ändern!
Auf den ersten Blick mag es etwas befremdlich klingen einen Vertikalköder (wenn man den Flatterjig denn unbedingt so weit einschränken will) horizontal auf Weite zu fischen, dass dies dennoch Sinn machen kann, will ich gern etwas genauer beschreiben.
Der Watangler fischt horizontal, basta!
Ja, muss er ja auch, …er hat nun einmal gar keine andere Möglichkeit den Fisch zu erreichen. Wie wir jetzt wissen, fliegt der Flatterjig weit, aber sinkt auch entsprechend schnell wieder zu Grund, dies muss jedoch nicht immer ein Nachteil sein. Es gibt Tage und Spot da bin ich gar nicht unbedingt auf Meerforelle eingestellt, sondern vielmehr auf Dorsch. Und genau dabei kann der flatterjig seinen primären Vortei sehr gut unter Beweis stellen. Je nach Tiefe und Grundbeschaffenheit ist der Flatterjig konventionellen Blinkern gegenüber durch seine guten Flugeigenschaften schon einmal klar im Vorteil, an vielen mir bekannten Spot steht der Dorsch recht weit draussen und will erst einmal ein Stück weit überworfen werden um ihn ans Band bekommen zu können. Auch beisst der Dorsch in der Regel recht tief, nur 20-30cm über Grund. Um schnell genau solche Bereiche auf Entfernung befischen zu können, ist der Flatterjig geradezu gemacht, also insbesondere auch über Sandbänken.
Vor wenigen Wochen hatte ich mit dem Flatterjig innerhalb v. nur 3 Stunden insgesamt 11 Dorsche im Kescher, wovon alles unter 45cm wieder schwimmt.
Meerforelle geht aber natürlich auch prima!
Wer mit dem Flatterjig auf Meerforelle im Mittelwasser fischt, sollte je nach Grundbeschaffenheit dessen Eigenheiten bei der Köderführung sehr genau berücksichtigen, sonst nimmt die Ostsee den Köder, unwiederbringlich. Gestern war ich recht spontan in den Abendstunden am Wasser, Südseite der Eckernförder Bucht, nahe Aschau. Eigentlich fische ich mich dort in südliche Richtung runter zu Kiekut, aber dieses Mal wollte ich rechts die Muschelbank befischen, bis unmittelbar vor Aschau. Auch hatte ich in den letzten Wochen an den sonst von mir befischten Spot fast keine Meerforelle mehr am Haken und wollte daher einmal etwas ganz anderes ausprobieren und nicht jedes Mal auf Dorsch ausweichen müssen…
Flaches Wasser, das sich stark und schnell erwärmt
Jeder kennt diese Stellen, wo es sehr lange flach bleibt und man fast 100m weit rauswaten muss um bis zur Hüfte im Wasser zu stehen. Dafür kann man dann Würfe im 360 Grad Kreis machen. Wer glaubt solch flaches Wassr wäre in den Morgenstunden von Vorteil, der sollte die Jahreszeit sehr genau berücksichtigen. Im Frühjahr gilt dies nämlich nicht. In der Nacht kühlen solche Bereiche sehr viel schneller aus als tiefere Lagen, im Sommer ist es natürlich umgekehrt, bei starker Sonneneinstrahlung am frühen Morgen sowieso. Aber dies war gestern Abend eben nicht der Fall, wir hatten tagsüber einen ständigen Sonnen/Wolkenmix. Zu Anfang eines bisher recht kühlen Mai habe ich dort abends warmes Wasser, und damit die eine oder andere Meerforelle erwartet und sollte damit für diesen Tag Recht behalten.
Der Flatterjig funktioniert auch im Flachwasser!
Um endlich einmal mit den Flatterjig auf Meerforelle erfolgreich sein zu wollen, wählte ich dort das leichteste 16g Modell, auch weil ich die Fische recht nahe vom Ufer vermutete. Wer sehr weit bei nur einem Meter Wasserteife einwatet, sollte an seinem Standort angekommen erst einmal eine Weile verstreichen lassen, denn er hat garantiert sämtliche Fische die im Umkreis unterwegs waren gründlich verjagt…
Ich rauche dann immer erst mal eine und befestige den Köder erst am Standort. Der 16g Flatterjig ist in seinem „Unterwasser-Verhalten“ ähnlich einem 20g Snaps. Da ich aber weiss, dass an dieser Stelle weite Würfe (also so viel Strecke wie möglich für den Köder) notwendig ist um Bisse zu bekommen, sollte der Flatterjig dafür genau der richtige Köder sein, solange man sich längere Absinkphasen verkneifen kann. Ich spinnte also eine ganze Weile zügig meinen Bereich ab und es passiert über eine Stunde lang gar nichts. Dann begann ich zu wandern, immer in Richtung Aschau, mal in Ufernähe, mal so weit draussen (fast 150m vom Spülsaum) wie möglich, dann bekam ich die ersten Zupfer, allerdingt wieder weiter draussen. Ich wechselte auf einen 20g Flatterjig im Neon-Design (oberes Foto) da ich nicht mehr weiter raus waten konnte. Nach ca. 10 Minuten biss dann endlich ein guter Fisch, fast auf maximale Wurfweite. Ich glaube ich habe mich schon eine ganze Weile nicht mehr so über eine seitliche Flucht gefreut wie am gestrigen Abend, und 2 schöne Sprünge an der langen Leine zeigten mir eine gute ü50 an!
Bei genauer Betrachtung am Ufer war es dann ein 55iger Milchner, der dem flach und schnell geführten Flatterjig nicht widerstehen konnte. Leider konnte ich von meinem Schönling kein Foto machen und habe dazu oben auf ein Archivfoto von Frank zurück gegriffen. Mein Plan war aufgegangen, ich setzte mich noch eine Weile ans Ufer und sah noch mehr Fische in diesem Bereich rauben, aber ich war zufrieden mit meinem persönlichen Frühjahrsabschluss, denn von Sommer kann man ja leider noch nicht wirklich reden.
Fazit: Der Flatterjig fängt auch Meerforellen im weit entfernten Flachwasser, wenn man seine Köderführung konsequent darauf einstellt. Bei jetzt generell wärmeren Wasser darf es wieder eine schnellere Köderführung sein, genau dies kann der Flatterjig sehr gut bei einer guten, verführerischen Aktion. Dass er nur die Hälfte gegenüber einem Köder der diversen dänischen Anbieter kostet, sei hier nur am Rande erwähnt… und er fängt!
Direkt zu den Flatterjig von Frank geht es hier…